Marie Gräbedünkel ist ausgebildete operationstechnische Assistentin und hat sich im Anschluss an ihre Ausbildung für ein Pflege-Studium an der OTH Regensburg entschieden. „Ich arbeite selbst in der Pflege. Es läuft so viel falsch. Das liegt oft nicht an der Bezahlung, sondern an Überforderung und Personalmangel“, sagt die 25-Jährige. Trotzdem will Marie in dem Beruf bleiben und grundlegend etwas verändern. Der Bedarf an gut ausgebildetem Personal sei hoch. Sie sieht viele Möglichkeiten, Prozesse zu optimieren und durch kritische Auseinandersetzung Impulse zur Veränderung in den Klinikalltag zu tragen.
Dabei blickt sie in ihrem vierten Semester bereits über den Tellerrand hinaus. „Ich möchte unbedingt noch Auslandserfahrung sammeln. In den USA ist Pflege zum Beispiel eine ganz eigene, geschätzte Profession. Ich möchte auch sehen, wie es in Schweden oder Australien läuft“, sagt die wissbegierige junge Frau.
Wissenschaftliche Basis für eine Pflege mit Herz
Das Studium an der OTH Regensburg überzeugt sie besonders durch die Lehrinhalte, in der viel medizinisches Wissen für eine fundierte Pflege vermittelt wird. „Das ist ein Fachgebiet mit Zukunft. Der Spagat liegt auf objektiv wissenschaftlichem Agieren – aber mit Menschlichkeit“, sagt Gräbedünkel.
Doch warum ist ein Studium notwendig? Durch die Steigerung der Lebenserwartung und den medizinischen und technischen Fortschritt verändern sich natürlich auch die pflegerischen Versorgungsbedarfe, erklärt Studiengangleiterin Prof. Dr. rer. medic. Christa Mohr. So hat sich zum Beispiel die Anzahl der Operationen in den vergangenen 15 Jahren fast verdoppelt. Es werden also mehr und auch wesentlich kränkere Patientinnen und Patienten in kürzerer Zeit im Krankenhaus aufgenommen, operiert und wieder entlassen. Doch jeder frischoperierte Patient benötigt pflegerische Unterstützung, ob in der Klinik oder zu Hause.
Bessere Patientenversorgung durch Bildung
Und hier liegt die aktuelle Herausforderung: Wieviel und welches Wissen benötigen Pflegende, um Komplikationen wie akute Verwirrtheit bei Delir und die damit verbundene Sturzgefahr, Auftreten von Thrombose oder Infektionen zu verhindern? „Je mehr Wissen ich habe, umso vorausschauender kann ich handeln und umso schneller kann ich Komplikationen erkennen“, sagt Mohr. Bildung ist demnach ein zentraler Baustein in der Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung.
Die Studierenden lernen zum Beispiel pflegerische Konzepte zu erarbeiten, unter anderem für Menschen mit Demenz im Krankenhaus über Wundmanagement bis zur Mitwirkung bei der Entwicklung und beim Einsatz neuer Pflege-Technologien und Assistenzsystemen. „Sie werden zum eigenverantwortlichen, wissenschaftlich und ethisch fundierten Arbeiten befähigt“, erklärt Prof. Dr. Mohr.
Der Schritt in die akademische Laufbahn führe dabei aber nicht weg vom Patientenbett. Trotz Masterstudium werden die angehenden Pflegerinnen und Pfleger für die direkte Patientenversorgung ausgebildet. „Es ist höchste Zeit, den Beruf der Pflege, der unheimlich wichtig, sinnstiftend und toll ist, so auszugestalten, dass viele Menschen Lust haben, in der Pflege zu arbeiten“, sagt die OTH-Professorin.
Marie Gräbedünkel ist eine davon. Sie begreift die Perspektiven des Pflegeberufs als persönliche Chance: „Hier sät man die Samen und kann etwas verändern.“