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Zusatzstudium

Fünf Jahre Zusatzstudium Genderkompetenz in Regensburg

Das Zusatzstudium Genderkompetenz (ZGK) ist ein besonderes akademisches Angebot, das OTH Regensburg und Universität Regensburg (UR) ihren Studierenden hochschulübergreifend gemeinsam anbieten. Es steht allen Fakultäten und Fächern offen, aktuell sind 321 Studierende eingeschrieben.

Am 14. November 2024 feierten Studierende, Alumni, Dozentinnen und Dozenten sowie Gäste gemeinsam mit den Studiengangsgründerinnen und Leitungen der OTH Regensburg und der Universität dasfünfjährige Bestehen des Studiengangs, der, wie Universitätspräsident Prof. Dr. Udo Hebel hervorhob, „ein zentrales Anliegen unserer Hochschulen ist und den Einsatz für Gleichstellung und Chancengleichheit manifestiert“. Prof. Dr. Astrid Ensslin, Beauftragte für die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Kunst der UR, führte im H24 des Vielberth-Gebäudes durch einen inspirierenden Nachmittag mit Festvortrag, Podiumsdiskussion und einer Posterausstellung.

„Selbst denken ist der höchste Mut. Wer wagt selbst zu denken, der wird auch selbst handeln.“

„Dieses Zitat von Bettina von Arnim fasst ganz gut unsere Intention und unser Ziel zusammen, die wir mit den Vorüberlegungen und der Umsetzung des Zusatzstudiums Genderkompetenz verbunden haben und immer noch verbinden. Wir möchten Studierenden einen Raum geben, zum Denken – zum Nachdenken darüber, welche Bedeutung ‚Geschlecht – Gender‘ in unserer Gesellschaft und für sie persönlich hat; wo, warum und wie es zu Ungleichheiten und Diskriminierungen in diesem Kontext kommt oder auch darüber, wie Freiheit und Gleichheit untrennbar zusammenhängen. Und dieses Denken und Wissen ermöglicht den ZGK-Studierenden handlungsmächtig zu werden und sich später in ihren beruflichen, wissenschaftlichen und auch privaten Bezügen für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität einzusetzen – so wie es auch in den Leitbildern der OTH Regensburg und der Uni Regensburg benannt ist.“ So Prof. Dr. Clarissa Rudolph.

Dieser Verantwortung kommen die Verantwortlichen für das ZGK nach: Sie bieten Studierenden die Möglichkeit, sich fächerübergreifend mit den Fragen und Problemstellungen im Bereich der Gleichstellung auf wissenschaftlicher Basis zu befassen und „damit zu einer Sensibilisierung und weiteren Verbesserung der aktuellen Situation beizutragen“, so Hebel weiter.

„Die hohen Besucherzahlen des Festakts, vor allem seitens Studierender, haben gezeigt, wie wichtig Genderkompetenz als fächerübergreifende Berufsqualifikation in unserer heutigen Gesellschaft geworden ist. Daher sehe ich der Zukunft des ZGK mit Optimismus entgegen, möchte aber gleichzeitig die nachdrückliche Empfehlung des Wissenschaftsrats wiederholen, dass dieses Desiderat nur durch nachhaltig zur Verfügung stehende Personalressourcen erfüllt werden kann,“ schlussfolgerte Ensslin in ihrem Fazit der Veranstaltung.

Gender matters!

Wie wichtig die Erweiterung des Blickwinkels ist, zeigte die Festrednerin des Tages, Prof. Dr. Hanna Meißner, Fachgebiet interdisziplinäre Frauen und Geschlechterforschung an der Technischen Universität Berlin. In einem kenntnisreichen Vortrag skizzierte Meißner das Erkenntnissinteresse der Geschlechterforschung, zu dem die Aufmerksamkeit für unerzählte Teile der Geschichte ebenso gehört wie die Entschlüsselung von Naturalisierungen.

Am Beispiel Fachkräftemangel und Frauen in MINT-Berufen durchleuchtete die Forscherin eindrucksvoll, wie Vorurteile, etwa, dass Mathematik mehr Begabung als Neigung sei, sich verfestigt haben und als männliche Disposition identifiziert werden. Anhand der Diskussionen um „Mädchen und Mathematik“ deklinierte Meißner durch, wie soziale Konstruktion das männliche Geschlecht und Mathematik Hand in Hand gehen lassen, während Frauen zur Beschäftigung mit dem Fach vermeintlich ermutigt werden müssen.

Damit verloren gehen Möglichkeiten, bessere Strategien für bestimmte Herausforderungen zu entwickeln, warnte Meißner. Es brauche problemzentrierte Deutungen und fundierte Auseinandersetzungen, es gelte, die Themen intersektional und feministisch im Sinne von Inklusivität und Transdisziplinarität zu verhandeln.

Geschlechterforschung ausbauen und stärken

Über Kontinuität, Herausforderungen und Visionen des ZGK diskutierten im Anschluss OTH-Vizepräsident für IT-Sicherheit, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung Prof. Dr.Christoph Skornia, Dr. Arndt Lümers, Referent im Wissenschaftsrat, Dr. Anna Hartmannvom Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen einschließlich inklusive Pädagogik (UR), ZGK-AbsolventinSabrina Thomas und Studiengangmitbegründerin Prof. Dr. Clarissa Rudolph(Politikwissenschaft und Soziologie, OTH Regensburg).

Auf ein zentrales Moment hatte Rudolph bereits in ihrer Begrüßung und den Rückblick auf die Genese des Zusatzstudiums hingewiesen: In Zeiten, in denen die Politik von (vermeintlich) einfachen Lösungen dominiert wird, gelte es, das Fach zu verteidigen und auszubauen, kontextbezogen zu forschen und den Blickwinkel zu erweitern. Gelegenheit dazu bot das Zine, das alle Gäste auf ihren Stühlen fanden.

ZGK-Lehrkraft Agnes Böhmelt präsentierte dazu mit Studierenden des Studiengangs feministische Manifeste aus dem ZGK-Kurs „I’ll tell you what I want, what I really, really want!“ mit musikalisch-satirischen Beiklängen und Elementen des Agit-Prop-Theaters. Den Rahmen des anschließenden, offenen Teils des Festakts boten im Foyer des Vielberth-Gebäudes ausgestellte wissenschaftliche Poster zu Gender- und Gleichstellungsthemen, die von Studierenden des Studiengangs erstellt worden waren und zu weiteren informierten Gesprächen anregten.

Impressionen vom Festakt. Foto: Universität Regensburg/Julia Dragan
Prof. Dr. Astrid Ensslin (l.) und Prof. Dr. Clarissa Rudolph beim Festakt zum fünfjährigen Bestehen des Zusatzstudiums Genderkompetenz. Foto: Universität Regensburg/Julia Dragan
Prof. Dr. Christoph Skornia bei seiner Rede. Foto: Universität Regensburg/Julia Dragan
Impressionen vom Festakt. Foto: Universität Regensburg/Julia Dragan